Niemand glaubt ernsthaft daran,
von diesen Treffen könne irgendeine Wirkung ausgehen.
In Wirklichkeit sind sie nur eins:
Freizeitgestaltung in ihrer distinguiertesten Form.

Tendenzen der Re-Feudalisierung




Bilderberger

- Weltregierung?
- Kanzlermacher?
- Undemokratischer Machtzirkel?







Dresden 2016

Mitte Juni treffen sie sich, die "Bilderberger", in Dresden zur ihrer 64. Tagung mit 124 Teilnehmern, im Taschenbergpalais, das August der Starke, Sachsens legendärer Barockfürst, seiner berühmten Mätresse, der


Gräfin Cosel,

bauen lässt. Allegorie?
Warum Dresden?
Veranstaltung im Nabel des deutschen Rechtsextremismus und Autoritarismus, jeglicher seriöse Protest ist delegitimiert: In den Straßen Dresdens sind genügend Verschwörungstheoretiker, Antisemiten, Neofaschisten und Hassbürger unterwegs.
Die notwendige Kritik an Entdemokratisierung, Kapitalismus und Herrschaftsverhältnissen wird den völkischen Nationalisten überlassen ...

Teilnehmen darf nur, wer eine Einladung vom Vorsitzenden und den beiden ehrenamtlichen Generalsekretären des elitären Exklusiv-Clubs bekommt. Und die laden nur nach Beratung und Empfehlung ein, wählen den erlauchten Kreis so aus, dass eine „wohlinformierte, ausgeglichene Diskussion“ - in Englisch versteht sich - über vorgegebene Themen sichergestellt ist. Es gilt die 'Chatham House Rule'.
Weder Mitgliedschaftsstatus noch Gründungsvertrag sollen existieren.

1954, in sein Hotel De Bilderberg in Oosterbeek, zur ersten Konferenz, lädt


Seine Majestät Prinz Bernhard der Niederlande ein.


Damals wie heute sind die Bilderberger von Verschwörungstheorien umrankt.
Kritikern gelten sie als undemokratischer Machtzirkel.
2 Frauen und 11 Männer aus Deutschland dürfen diesmal dabei sein, nämlich


Julia Jäkel von Gruner und Jahr, Ursula von der Leyen, unsere Verteidungsministerin,

Mathias Döpfner von Axel Springer,

Thomas Ebeling von ProSiebenSat1,

Thomas Enders von Airbus,

Ulrich Grillo vom BDI,

Timotheus Höttges von Telekom,

Joe Kaeser von Siemens,

Carsten Kengeter von der Deutschen Börse,

Thomas de Maizière, unser Innenminister,

Wolfgang Schäuble unser Finanzminister,

Klaus Schwab Gründer des Weltwirtschaftsforums

Hans Werner Sinn der berühmte Ökonomieprofessor,

Stanislaw Tillich Sorbe und Sachsens Ministerpräsident.



Historie


Józef Retinger

organisiert im Zweiten Weltkrieges als Berater der polnischen Exilregierung in London 1942 bis 1944 Treffen der Exilregierungen und europäischen Außenminister.
Der polnische Literaturwissenschaftler (Biografie über Josef Conrad) und engagierte Widerstandskämpfer, wird nach Kriegsende Generalsekretär bei Economic League for European Cooperation (ELEC), macht die Bekanntschaft von W. Averell Harriman, dem amerikanischen Botschafter in Großbritannien, der ihm einen USA-Aufenthalt arrangiert, wo er Kontakt mit Adolf Berle Jr. und John Foster Dulles aufnimmt.
Von der US-Regierung, CIA und privaten Quellen fließen beträchtliche finanzielle Zuwendungen an die Europäische Bewegung.
Retinger entwirft Pläne für eine wiederkehrende Konferenz, gewinnt als Symbolfigur für diesen transatlantischen Dialog Prinz Bernhard der Niederlande. Die Plattform soll führende Politiker, Beamte, Bankiers und Industrielle beiderseits des Atlantiks zu einem informellen diskreten Meinungsaustausch an einem Tisch zusammenbringen.
Seine Idee: Jeweils zwei Personen aus bedeutenderen europäischen Staaten sollen den konservativen und liberalen Blickwinkel offenlegen. In kurzer Zeit sind die Personen gefunden, es dauert aber bis 1954, dass alle organisatorischen Fragen mit den USA geregelt sind.
Sieben Personen nehmen an der ersten (vertraulichen) Tagung im Hotel de Bilderberg teil.
George C. McGhee, ehemaliges Mitglied des Steering Committees der Bilderberger:
„Ich glaube, Sie können sagen, dass die Römischen Verträge, welche den Gemeinsamen Markt einleiteten, auf diesen Tagungen geboren wurden.“
Prinz Bernhard der Niederlande führt - bis zur Aufdeckung seiner Verwicklung in den Lockheed-Bestechungsskandal (Korruption ist offentsichtlich Tradition der Bilderbeger - bis heute) - den Vorsitz.
Willy Claes, ehem. NATO-Generalsekretär:
„Die Konferenzteilnehmer erhalten zu einem bestimmten Thema je zehn Minuten Zeit für einen Vortrag, wobei eine spezifische Sitzung von einem Rapporteur begonnen wird, gefolgt von Beiträgen der anderen Teilnehmer. Das Bilderberg Steering Committee übermittelt die Diskussionsergebnisse in Form von Synthesen an alle Teilnehmer, die im Laufe des folgenden Jahres die in den Synthesen ausgegebenen Strategien im jeweiligen politischen, unternehmerischen oder anderen Umfeld in ihren Heimatländern implementieren sollen.“

Vorsitzende:

1954 bis 1975 Prinz Bernhard der Niederlande
bis 1980 Alec Douglas-Home (Ex-Premier)
bis 1985 Walter Scheel Ex-Bundespräsident
bis 1989 Eric Roll, Baron Roll of Ipsden Ex-Bankpräsident
bis 1999 Peter Carington, 6. Baron Carrington Ex-Generalsekretär der NATO
bis 2010 Viscount Étienne Davignon Ex-Mitglied der Europäischen Kommission
bis 2016 Henri de Castries Vorstandsitzender AXA

Von den gewöhnlich rund 130 Leuten, die - angeblich ausschließlich - als Privatperson teilnehmen, stammen zwei Drittel aus Westeuropa und ein Drittel aus Nordamerika. Etwa zwei Drittel kommen aus dem Finanzsektor, der Industrie, von Hochschulen und Medien und etwa ein Drittel aus Regierungen oder politischen Institutionen.



Wer zahlt?

Das Sekretariat der Bilderberg-Konferenz wird vollständig aus privaten Zuwendungen bezahlt; die Bewirtungskosten der Konferenzteilnehmer tragen die Mitglieder des Lenkungsausschusses des Landes, wo die Gäste tafeln.
2011 wird bekannt, dass Veranstalter und der Bund (Schweiz) die Kosten für die umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen für die Konferenz sich geteilt haben. Die Reisekosten von Eckart von Klaeden (CDU) trägt 2008 der Deutsche Bundestag. 2015 sollen die Kosten für die umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen von der öffentlichen Hand übernommen worden sein.



Auswirkungen?

Kaum belegbar…
John Kenneth Galbraith: „Niemand glaubt ernsthaft daran, von diesen Treffen könne irgendeine Wirkung ausgehen. In Wirklichkeit sind sie nur eins: Freizeitgestaltung in ihrer distinguiertesten Form“.
Rudolf Stumberger: „Tendenzen der Re-Feudalisierung. Das heißt, dass neben den offiziellen, demokratischen Strukturen die inoffiziellen Strukturen zunehmend wieder an Gewicht gewinnen. Und diese Eliten, diese selbst ernannten Eliten, die oben sitzen, die schotten sich zunehmend ab.“


Dort werden Fragen gestellt:

  • Stecken die Bilderberger hinter den Morden an Alfred Herrhausen und Olof Palme, weil sie sich gegen sie stellten?
  • Haben sie 1973 in Saltsjöbaden die künstliche Verknappung des Rohöls beschlossen und die Ölkrise, mit der Währung und Wirtschaft der USA gestützt werden sollten, ausgelöst?
  • Wurde Kanzler Kohl 1988 eingeladen, um ihm die deutsche Wiedervereinigung 1990 zu verklickern?
  • Haben sie 2003 den Irakkrieg dadurch ausgelöst, dass die nach den Terroranschlägen von 9/11 ursprünglich Osama bin Laden geltende Aggression der westlichen Welt gezielt auf den unbeteiligten irakischen Diktator Saddam Hussein umgelenkt wurde?
1991 nimmt

Bill Clinton,

damals Gouverneur von Arkansas, an der Konferenz teil und wird auf das Projekt des nordamerikanischen Freihandelsabkommens eingeschworen.
Der belgische Soziologe Geoffrey Geuens benutzt die Bilderberger als Exempel, um aufzuzeigen, wie Macht funktioniert und welch enge Beziehungen zwischen Politik, Wirtschaft und den Medien bestehen.
Die im Hintergrund Tätigen lagern wichtige Teile der politischen Willensbildung aus dem öffentlichen Raum aus und entziehen sie demokratischer Kontrolle. Das enorme soziale Kapital, das bei den Treffen zusammenkommt, ermöglicht es, Vorhaben von großer Tragweite durchzusetzen.




Absurdidät

Man (Wer?) verwöhnt die Gäste 2016 mit sächsischer Küche und Weinen:
Rücken vom erzgebirgischen Weideochsen, Weesensteiner Bach- und Lachsforelle, Bachkrebse aus der Sächsischen Schweiz kommen auf die Teller. Dazu Bacchus, Elbling sowie


Engel-Sekt

- die Flasche zieren die beiden Putten zu Füßen von Raffaels „Sixtinischer Madonna“ in der Gemäldegalerie Alte Meister. Und zum Kaffee gibt‘s Dresdner Eierschecke.

Dabei sprechen die international hochgestellten Persönlichkeiten und Entscheider aus Politik, Medien, Wirtschaft, Wissenschaft und Militär hinter verschlossenen Türen übers Weltgeschehen. Flüchtlingskrise, politische und wirtschaftliche Lage in Europa und den USA sowie China, Russland und Naher Osten ...
Lobbyarbeit. Informelles Netzwerk von Eliten, die ihren Einfluss auf die Politik geltend machen wollen. Sie stellen auf der Konferenz Kontakte her, teilen Herrschaftswissen. Ohnehin Privilegierte vergrößern so ihren Einfluss noch weiter. Harmlos?
Die Bilderberger wollen die Welt besser verstehen .. .

Wie soll das gehen, wenn man alles jenseits des Bereichs Militärbündnis NATO konsequent ausgrenzt? Wie will man die Perspektive bereichern, wenn keine Russen, Chinesen, Afrikaner oder Araber eingeladen sind? Reproduktion und Verfestigung, gegenseitige Versicherung der immer gleichen Sichtweise. Worüber reden die Finanzminister beim Thema "Geopolitik der Energie-und Rohstoffpreise" mit dem Vorsitzenden von BP, dem Vize-Vorsitzenden des portugiesischen Erdölgiganten Galp Energia oder dem CEO von Shell?

Ist Ursula von der Leyen (rein privat) eingeladen, um über die Doppelbelastung einer siebenfachen Mutter und gleichzeitiger Berufstätigkeit vorzutragen? Hält Wolfgang Schäuble (rein privat) ein Plädoyer für die Inklusion körperlich Beeinträchtigter?
Oder sind die Personen eben doch als Funktionsträger eingeladen?
Hauptsponsor des diesjährigen Bilderbergtreffens ist einer der großen Rüstungskonzerne der Welt,

Lädt der Milliardenkonzern die Mutter oder doch eher die Verteidigungsministerin von der Leyen ein? Möchte sich der ehemalige Oberbefehlshaber der Nato Philip M. Breedlove über Kinderbetreuung unterhalten oder doch eher über sein Lieblingsthema: den größten Feind des Weltfriedens Russland?
Airbus A400M, Prestigeobjekt, das permanent Probleme bereitet, Ausstieg der Bundeswehr aus den Lieferverträgen? Natürlich nur privat, wenn Verteidigungsministerin, Finanz- und Innenminister mit dem ehemaligen Chef des britischen Geheimdienstes MI6 oder mit David Petraeus plaudern, dem ehemaligen CIA-Direktor und Oberbefehlshaber der amerikanischen Truppen im Irak, verantwortlich für unzählige Geheim- und Foltergefängnisse?

"Man könnte also ebenso fragen, ob es nicht sogar förderlich für demokratische Prozesse ist, wenn sich die Meinungsführer der Welt (!) zum zwanglosen Austausch treffen, weil niemand bei diesem Treffen Ergebnisse von ihnen verlangt."
Hält die Zeitung ihre Leser für blöd? Man schließt konsequent die Mehrheit der Länder aus, ernennt sich selbst zum "Meinungsführer der Welt" und glaubt tatsächlich, alle Menschen sollten einem doch dankbar sein, schließlich solle die Welt am eigenen Wesen genesen.
Es ist die Lüge von der friedlichen westlichen Welt, die Freiheit und Unversehrtheit anderer Menschen respektiert. Das alles stimmt nur, solange Profitmaximierung der sich zur Machtelite zählenden Personen und Konzerne nicht gefährdet ist oder solange niemand die geopolitischen Interessen des Westens stört.

Kapitalismus, Freihandel und Privateigentum sind die heilige Dreifaltigkeit, die es zu beschützen, zu erhalten und auszubauen gilt. Sprechen die Bilderberger auch darüber, dass exakt diese Ideen und Ideologie, die zusammen mit dem Gruppencharisma der Auserwähltheit und Überlegenheit Einstellung und Verhaltensweise der Teilnehmer prägen, dass genau sie die Ursache des Jahr für Jahr steigenden - und unaufhaltsamen - Flüchtingsstroms nach Europa sind?

Regierungen können gestürzt, einzelne Herrscher entmachtet werden.
Aber das kollektive Selbstbild, das Gruppencharisma der Superreichen und Machteliten, das in den unzähligen Clubs, Logen, Bruderschaften, Zirkeln, Orden, formellen und informellen Treffen und Netzwerken gegenseitig bestätigt und verfestigt wird, ist beständig und wirkungsmächtig, es kommt ohne bestimmte Personen aus.
Es spielt kein Rolle, ob ein Bill Gates, ein George W. Bush, eine Angela Merkel, eine Julia Jäkel bestimmte Positionen einnehmen. Sie alle teilen die Grundüberzeugung der Herrschaft der Leistungsfähigsten und des kapitalistischen Wirtschaftsliberalismus mit all seinen Mythen. Sie teilen die Annahme, dass die Welt, in der sie leben, die beste aller Welten ist. Und diese muss mit aller Macht aufrechterhalten werden. Koste es, was es wolle.
Intransparenz, Verschwiegenheit und Unkontrollierbarkeit der Netzwerke bieten Nährboden für die Herausbildung tiefenstaatlicher, paralleler Strukturen.

Der berühmte Sozialpsychologe Zimbardo warnt vor solchen exklusiven Zirkeln. Der innere Kreis "ist das Ideal der auserwählten Tafelrunde des König Artus, die exklusive Akzeptanz einer besonderen Gruppe, einer privilegierten Verbindung, die direkt Status und Anerkennung verleiht. Deren Verlockung liegt für die meisten Menschen auf der Hand - wer wollte denn nicht Mitglied sein? Wer wollte denn nicht erleben, geprüft und für wert befunden zu werden, in eine neue exklusive Sphäre sozialer Akzeptanz aufgenommen zu werden, aufsteigen zu dürfen?"
Autoritäten können totalen Gehorsam durchsetzen – nicht etwa durch Strafen oder Belohnungen, sondern mit einem zweischneidigen Schwert: dem Lockmittel der Akzeptanz gekoppelt mit drohender Ablehnung. Dieses menschliche Motiv ist so stark, dass sogar Fremde Macht über uns gewinnen, wenn sie uns einen besonderen Platz an der Tafelrunde ihrer geteilten Geheimnisse versprechen – "ganz unter uns".
Bei den Bilderbergern zeigt sich denn auch, wie militärische und wirtschaftliche Macht verbunden sind, wie die Sicherung geostrategischer Positionen zugleich immer auch die Sicherung von Absatzmärkten, Ressourcen und Warenwegen bedeutet.



Die geheimen Plände der Bilderberger





dabei


2014