"Hach Ansbach!" Pferd kotzt auf Lehrter Bahnhof Mehdorn im Sattel von Druck zu Bahn |
Wer die Bachwoche in Ansbach besucht, passiert mit Sicherheit 2 Skulpturen des Sculptors
Jürgen Goertz: Seinen Ans-Cavallo und seinen Ans-Bach. ![]() |
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Wer die Arbeiten von Jürgen Goertz sehen will, muss weite Wege auf sich nehmen. |
1975: Musengaul am Badischen Staatstheater Karlsruhe
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1978: Plastik Notburgakirche1, Hochhausen
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1980 und 1984: Das Rastätter Rätsel
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Auf der Rückseite der Skulptur neue Rätsel: |
Der Bildhauer verwandelt das zentrale Denkmal, das in seinen Proportionen und seiner
Funktion als beherrschendes Zentrum an historische Platzanlagen mit dominierendem
zentralen Denkmal erinnert, erfrischend respektlos:
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Das untere Ende der Hauptstraße Bietigheim-Bissingen prägt das Kuh-riosum,
die obere Altstadt der Pferdeturm. Zwei wichtige stadtplanerische Aufgaben sind
erfüllt: Fluchtpunkt und Abschluss der oberen Hauptstraße und Verbindung
eher heterogener Bauten um den Platz zu einem geschlossenen Ensemble. ![]() ![]() ![]() Die großen Reliefmedaillons an den Flanken der Pferde zeigen weibliche Porträts, eine Afrikanerin, Europäerin, Hopi-Indianerin und Asiatin. ![]() ![]()
Die kleinen Reliefmedaillons auf der Brustpartie der Pferde, Abgüsse fossiler Knochen, spielen auf die Frühgeschichte der Menschheit an.
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Damals Goertz' größtes Pferd, heute gegen die späteren, etwa vor dem Berliner Hauptbahnhof, winzig. |
Ans-Cavallo: Synonym für disziplinierte Selbstverwaltung, kritisches Selbstbewusstsein, statische Besonnenheit und dynamischen Vorwärtsdrang. Das Metallross scheut keine formale Einmischung in seine elementare Naturgestalt. Es erlaubt sich somit die Extravaganz eines einzigen gedrechselten Vorderfußes, einer stolzgeschwellten eiförmigen Brust, eines dreiäugigen Pferdekopfes mit gestauchtem Schwanenhals und zahnradgespickter Pferdemähne. Also technische Versatzstücke, integriert im verkopften Frontalbereich! |
Die asketische Pferdebauch- und Rückenpartie verbietet jeden Gedanken an Schlachtpferd – oder vielleicht auch nicht? Das Hinterteil bedient sich jedenfalls eines barockprofilierten Doppelstandbeins, eines geometrisch drallen Pferdehinterns, eines wilden, zerzausten Pferdeschwanzes aus gegossenen Rebholzhaaren. Darunter steckt ungeniert der organisch konstruierte Ausgang für die Pferdeapfelproduktion, die unten vergoldet keine Umwelt verschmutzen. |
Voran also die Technik – hintendrein die Natur. Auf zwei voneinander getrennten Basiselementen aufgesockelt, gibt die massige Großskulptur durch seine bewegten Umrisslinien, seine Durchbrüche und Zwischenräume den Blick wirkungsvoll auf die imposante Architekturlandschaft der Südfront des Schlosses frei.
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Weitere Plastiken des Küntlers auf dem Schlossplatz:
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Ans-Cavallo wird Initiativzündung der "Ansbacher Skulpturenmeile", die moderne Kunst im öffentlichen Raum zeigt, im Zusammenspiel mit historischen Gebäuden, Plätzen und vor modernen Fassaden. Sommer bis Herbst zieren rund 15 Kunstwerke die Ansbacher Innenstadt und sorgen für Diskussion. |
Zu Beginn der Bachwoche 2003 enthüllt der Ansbacher Oberbürgermeister Goertz' Ans-Bach-Säule.
Das Kunstwerk aus Aluminum für 60.000 € finanzieren Sponsoren.
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Eine Säule, ähnlich einem Kerzenleuchter, auf dem ein überdimensioniertes Kapitell ruht. Neben einem Halbreliefporträt Bachs der Violinschlüssel mit der Unterschrift Königliches Thema sowie den Noten B-A-C-H, schließlich das viergeteilte Porträt Bachs. |
In der Notenzeile, zu finden in Bachs "Kunst der Fuge", ein kapitaler Fehler des Künstlers (so ein Kritiker) oder Ironie auf Ansbach? Die Noten auf dem Kapitell rufen den Bewohnern des verschlafenen Beamtenstädtchens ein verschämtes HACH Ansbach! (anstelle von BACH) zu |
Auf dem Vorplatz des gläsernen Kommunikations- und Wissenszentrums Print Media Academy am Hauptbahnhof Heidelberg der Heidelberger Druckmaschinen AG, deren Vorstandsvorsitzender im Jahr 2000 Mehdorn ist, steht die größte Pferdeskulptur der Welt S-Printing Horse. Das im Wortspiel 'Renn-/Druckpferd' genannte Werk aus Edelstahl und Aluminium ist 13 m hoch, 15 m lang, 4 m breit und wiegt 90 t. Zwei Jahre lang arbeitet Goertz von der ersten künstlerischen Idee bis zur Fertigstellung an der Großplastik, einer Mischung aus geometrischen und organoiden Grundformen. Goertz spielt hier unter anderem mit dem Motiv der Rotation, das sich in Lochelementen im Körper des Werkes findet, ähnlich den Lagern der Zylinder in Druckmaschinen. Das schwere Material und die Solidität des Pferdes assoziiert Vorgänge des Druckens, aber auch die Herstellung der Maschinen selbst. |
S-Printing Horse gelangt durch verschiedene Bearbeitungsverfahren (gegossen, geschliffen, poliert und teilweise vergoldet, teilweise mit Metallic-Glimmerlack gespritzt) zur endgültigen Gestalt. Der Lohnfertiger Kinkele in Ochsenfurt stellt sie her, bringt sie mit sechs Schwertransporten nach Heidelberg.
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Auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofs Berlin - Vorstandsvorsitzender der Bahn AG. im Jahr 2007 ist Mehdorn - steht die die Pferdeskulptur Rolling Horse. |
Die Skulptur auf der nördlichen Terrasse des Berliner Hauptbahnhofs besteht aus Edelstahl, Aluminium, Kunststoff, Glas und Stein, ist 9,70 m hoch, 8,70 m breit und wiegt 35 t.
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Ein Berliner bloggt: ![]()
Andere Kommentare: ![]()
Abgesehen davon, dass Herbert Mondry, Vorsitzender des Berufsverbandes Bildender Künstler Berlins und vielfach zitierter Kritiker der Rolling Horse-Skulptur, offenbar keinerlei Kunstwerke von Bedeutung geschaffen hat, ist mir eine Stahlplastik, deren Gestalt und Thema von jedem Provinzler erkannt wird und ihn (möglicherweise) zu Assoziationen oder (kritischen) Kommentaren anregt, lieber als ein abstraktes, von Rost überzogenes Stahlgebilde, bei dem sich für die meisten Betrachter die Frage erhebt: Was soll denn das darstellen? Oder wird hier Schrott gesammelt?
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Goertz: |
Goertz: |
Goertz rollt einen eigenwilligen Wagenlenker auf den Marktplatz, unmittelbar neben das historische Rathaus, ein Gefährt mit vertrauten Elementen, aber auch mit Ideen, die dem Bildhauer geeignet erschienen, hinterfragt und kontrovers kommentiert zu werden. ![]() Bereits als Kind sei er vom weltbekannten Wagenlenker von Delphi, einige Jahrhunderte vor Christus gestaltet, fasziniert gewesen. Die Großplastik soll den Betrachter sensibel machen für die Probleme dieser Zeit, zum Nachdenken anregen oder Ratlosigkeit auslösen. |
Kunst, mit der Ästhetik des Häßlichen kokettierend und dabei monströs übertreibend. Eine gelungene Verfremdung, die nicht nur kindliche Gemüter frösteln lässt. Dieser erschreckenden, knochenbrechende Hasenmutter ist es in ihrem Eiergelege einfach zu langweilig, die eigenen Jungen zu verspeisen. Es laufen ja genug Touristen herum. Und wer die Kleinen so hervorquellen sieht, ahnt, was hier auf Nürnberg zukommt. Wie ein Virus breitet sich diese Hasenidee, weitet sich zu kunststoffgrünen Hasenteppichen, Rasen genannt. Der originale Hase aber flüchtete längst nach Wien. Die Verfremdung des Themas ist vollständig gelungen. Aber keine Hommage, vielmehr ein Angriff auf einen Künstler, der zugleich ausgezeichneter Handwerker war. Ein kleiner Hase auf dem Nebensockel erinnert daran, mit welcher Einfallslosigkeit Dürer seinen Hasen gesehen hat: einfach so wie jeder normale Mensch, nicht wie ein moderner Künstler.
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Anmerkungen: |