Wilhelmus von Nassawe
bin ich von teutschem blut,
dem vaterland getrawe,
bleib ich bis in den todt,
Ein printze von Uranien
bin ich frey unerfehrt,
den könig von Hispanien
hab ich allzeit geehrt.




Willem Taciturnus
Wilhelm I. von Nassau-Dillenburg der Schweiger
Willem I. van Oranje de Zwijger

Wer als Gast in Oranje weilt und die Nationalhymne hört - die älteste der Welt!, weiß selten, woven diese handelt und warum wir die Niederlande "Oranje" nennen.



Die Anfangsbuchstaben der 15 Strophen:

WILLEM VAN NAZZOW

Het Wilhelmus erzählt von Wilhelm I. von Nassau-Dillenburg, dem Adeligen, der 1533 von einer deutschen Mutter in Dillenburg geboren wird, dem diese Stadt und Goethe im "Egmont" ein Denkmal setzen und der nach einem unglaublich bewegten Leben - privat wie öffentlich - 1584 einem Attentat zum Opfer fällt.
Wilhelm hat gegen Unterdrücker der Niederländer gekämpft, deshalb verbieten die Nazis, als sie die Niederlande besetzen, die 6. Strophe der Hymne zu singen.

Auch Hollands Geschichte ist die Geschichte des Widerstands gegen die Arroganz der Großmächte und eine Kriegsgeschichte christlicher Religionen.
Im 15. Jahrhundert reißen sich die Habsburger das Land unter den Nagel. Kaiser Karl V. vereinigt die „Niedere Lande“ mit Belgien und Luxemburg, sie sind nun Teil des großen burgundisch-habsburgischen Reiches.
1568 sieht sich Karls Sohn und Nachfolger Philipp II., aufgewachsen und regierend in Spanien, heftigem Widerstand gegenüber. Rebellen aus den nördlichen niederländischen Gebieten nehmen die Einschränkung der Religionsfreiheit und absolutistische Tendenzen als Anlass für einen Krieg, der 80 Jahre, von 1568 bis 1648 währt.
Die nördlichen Provinzen trennen sich vom Rest der Niederlande, 1581 sagt sich die "Utrechter Union" in einer Unabhängigkeitserklärung offiziell von Spanien los.

1544 tritt Wilhelm I. von Oranien das Erbe seines kinderlos verstorbenen Vetters René von Chalon, Prinz von Oranien an. Ihm fallen umfangreiche Besitzungen in den Niederlanden und Luxemburg, das französische Fürstentum Orange am Unterlauf der Rhone, das Fürstentum von Oranien zu, er wird der best begüterte niederländische Hochadelige. Und das Herrschergeschlecht der Oranier ist eine der herausragenden Dynastien Europas.
Um das Erbe anzutreten, muss er die elterliche Burg in Dillenburg verlassen und nach Brüssel an den Hof von Kaiser Karl V. übersiedeln, wo er im katholischen Glauben aufwächst. Nach der Abdankung Karls V. 1555, zu dem Wilhelm I. im Lauf der Zeit ein enges Vertrauensverhältnis aufgebaut hat, versucht er das auch bei Phillip II. Dieser aber will seine politischen Ziele gegen die Protestanten mit unnachsichtiger Strenge und Gewalt durchsetzen, wobei er sich über alle politischen und kirchlichen Besonderheiten der einzelnen Provinzen der Niederlande hinwegsetzt. Als glühender Verfechter eines strengen Katholizismus lässt er Kalvinisten und Andersgläubige als Ketzer gnadenlos verfolgen und umbringen. Wilhelm von Oranien, im Dezember 1564 in einer berühmt gewordenen Rede im Staatsrat auf Glaubensfreiheit drängend - obwohl selbst Katholik - leuchtet nicht ein, dass Fürsten über die Religion ihrer Untertanen bestimmen - zu jener Zeit ein revolutionärer Gedanke.

Wilhelm von Oranien stellt sich an die Spitze der Opposition gegen den spanischen König, 1566 kommt es zu religiösen Unruhen, Herzog Alba mit einem Heer von 12 000 Mann rückt ein. Wilhelm flieht 1567 ins heimische Dillenburg in die Emigration. Der Kiser konfisziert seinen gesamter Besitz und lässt seinen Sohn Philipp Wilhelm nach Spanien entführen - er soll den Vater nie wiedersehen. 1568 zieht der Prinz gegen Philipp II. zu Felde, der ihn vernichtend schlägt. Nach einem Erfolg 1574 beauftragt die "Utrechter Union" Wilhelm mit der obersten Führung des Kampfs gegen Spanien. Auf Anraten eines guten Christen, des Kardinals und Ministers Granvelle, erklärt Philipp II. Wilhelm für "vogelfrei" und belegt ihn 1580 mit dem Bann. Ein geplanter Mord an dem oranischen "Ketzer" gilt nun als ein Gott gefälliges Werk, nach mindestens fünf Attentaten ereilt Wilhelm von Oranien das Schicksal, als der Burgunder Balthasar Gérard, ein religiöser Fanatiker, den Prinzen im Prinzenhof Delft mit drei Pistolenschüssen ermordet. Seine letzten Worte: "Mon Dieu, mon dieu, ayez pitiez de moi et de ce pauvre peuple (Mein Gott, mein Gott, hab' Mitleid mit mir und diesem armen Volk)".



Seine Ehen:

1.
1551 mit Wilhelm Anna von Egmond (gestorben 1558) Erbtochter des Grafen von Büren. Mit ihr hat er drei Kinder.
2.
1561 heiratet Wilhelm aus taktischen Gründen - er will sich den Rückhalt der protestantischer Fürsten sichern - Anna von Sachsen, Tochter des Kurfürsten Moritz von Sachsen aus protestantisch-habsburgfeindlicher Familie und in ihrer Zeit die reichste fürstliche Erbin in Deutschland. Sie schenkt ihm sechs Kinder, die Ehe wird 1571 geschieden, sie hatte wohl eine Affäre mit ihrem Advokaten Jan Rubens (Vater des Malers Peter Paul Rubens), der das - unter Folter - einräumt. Anna wird unter Druck gesetzt: Entweder sie gesteht selbst oder Rubens werde hingerichtet, sie erklärt sich für schuldig. Ihre Verwandten setzen sie im Beilsteiner Schloss als Ehebrecherin gefangen und nehmen ihr die Tochter weg. 1575 begeht Anna einen Suizidversuch, 1576 wird sie in Dresden eingekerkert und stirbt 1577 an Dauerblutungen.


3.
1575 mit Charlotte von Bourbon-Montpensier, einer sehr christlichen Frau. Sie ist Äbtissen der Abtei Notre-Dame de Jouarre (wenn auch von den Eltern dazu gezwungen). Mit der - vermögenslosen - Nonne hat er sechs Kinder, sie stirbt 1582 an Erschöpfung - nachdem sie sich tage- und nächtelang ohne Schlaf um ihren verwundeten Mann gekümmmert hat, auf den Jean Jaureguy ein Attentat verübte.
4.
1583 mit Louise de Coligny, mit der er ein Kind hat: Friedrich Heinrich von Oranien-Nassau, später Statthalter der Niederlande. Louise ist strenge Hugenottin, in erster Ehe mit Charles de Téligny verheiratet, der - wie ihr Vater - 1572 in der Bartholomäusnacht ermordet wird, da beide nicht zum Katholizismus konvertierten. Nach der Ermordung ihres 2. Mannes Mannes Wilhelm 1584, deren Zeugin sie ist, kümmert sie sich um die Erziehung ihrer Stieftöchter und deren Kinder.


Mit Eva Elincx, wahrscheinlich Tochter des Bürgermeisters von Emmerich, hat Wilhelm von Oranien nach dem Tod seiner ersten Frau Anna ein Verhältnis. Aus dieser Beziehung stammt Justinus van Nassau, ein Admiral.



Wilhelms Bekenntniswechsel:

Prostantisch getauft und aufgezogen, wird er mit 12 katholisch, um sein Erbe zu erhalten, und später engster Vertrauter des streng katholischen Karl V., der ihn sogar in den Orden des Goldenen Vließes aufnimmt.
1573 tritt Wilhelm zum calvinistischen Glauben über.

Episoden:



1566 findet der Beeldenstorm = Bildersturm statt, bei dem in Flandern und den nördlichen Provinzen der Niederlande Protestanten Kirchen stürmen und alle Heiligenfiguren, die sie als Gotteslästerung empfinden, zerstören:
Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis von Gott machen, um ihn damit zu verehren. Der Bildersturm war der äußere Anlass für Beginn des Achtzigjährigen Krieges.

Als Wilhelm nach Dillenburg flüchtet, bleibt sein Sohn


Philipp Wilhelm von Oranien

zurück, Herzog Alba entführt ihn als Geisel nach Spanien.


Einer von Wilhelms Freunden und Weggefährten und Führer der Opposition, ist

Graf Lamoral von Egmond , hier bei der Vorbereitung auf seinen Tod 1568

Er ist auch das Vorbild für Goethes Hauptfigur im Drama "Egmont".

Lamoral von Egmond Prinz von Gaure, aus altem niederländischen Adelsgeschlecht, verbringt seine Kindheit und Jugend am Hof Karls V., zu dem er ein enges Verhältnis hat. Seit Egmond zum Ritter des goldenen Vließes geschlagen ist, gehört er zum elitären Kreis des Hochadels. Unter Karl V. und Philipp II. kämpft er für Spanien und erntet Ruhm. Egmond verwaltet die Provinzen Flandern und Artois, wo er sich für die Wiederherstellung der Ordnung einsetzt, als 1566 der Bildersturm ausbrach. Inzwischen bereitet Philipp II. eine geheime militärische Invasion vor, er schickt Herzog Alba mit hohen Vollmachten und bereits vorunterzeichneten Todesurteilen voraus. Im Gegensatz zu Wilhelm von Oranien vertraut Egmond dem ränkevollen Alba. Alba lässt Egmond nach einer Unterredung verhaften, des Hochverrats anklagen und enthaupten, obwohl Egmond zu Alba eine gute Beziehung hatte und dessen Berater war.
Andersgläubige aus allen Bevölkerungsschichten werden von der Inquisition gnadenlos verfolgt, gequält, gefoltert und ermordet. Wilhelm von Oranien versucht in dieser Situation zwischen den gemäßigten und radikalen politischen Kräften zu vermitteln. Sein Beinamen "der Schweiger" stammt aus dieser Zeit wegen seines diplomatischen Verhaltens und seines rhetorischen Talents - er scheitert jedoch mit seinen Bemühungen.


Wilhelm, inzwischen zahlungsunfähig, sucht vergeblich Hilfe bei den deutschen Lutheranern und bei Elisabeth I. von England. Die französischen Hugenotten versprechen zwar Unterstützung, sehen sich aber nach der Ermordung von 8.000 der Ihren in der Bartholomäusnacht hierzu nicht mehr in der Lage.

Am 1. April 1572 übernimmt eine Gruppe Adliger, genannt die Geuzen (Bettler), die Stadt Brielle, und erklären sich zu 'Prinzen'. Der Name Geuzen soll abfällig wirken, wird jedoch bald zum Propagandawerkzeug gemacht. Die so genannten „watergeuzen“ durchstechen Deiche, setzen ganze Teile des Landes unter Wasser und zwingen die spanische Armee zum Rückzug.




Prinz Wilhelm I. von Oranien gilt in den Niederlanden bis heute als ein nationaler Held. Mit seinem Aufstand gegen die spanische Krone legt er den Grundstein für die Unabhängigkeit der Niederlande. Leben, Opferbereitschaft und Ermordung schaffen den Mythos, Wilhelm ist die nationale Symbolfigur der Holländer.

Drei Jahre vor Wilhelms Tod hält Hendrick Goltzius, berühmter Grafiker, Maler und Verleger in Haarlem, ihn in einem Kupferstich fest:
In einem ovalen Rahmen stehend steckt der als Viertelfigur dargestellte, nach rechts gewandte Prinz bis zur Halskrause in einer Rüstung. Kraftvoll stemmt er mit seiner erhobenen rechten Hand den Kommandostab in die Hüfte, die linke geziert am Degengriff nestelnd. Vor ihm auf dem Tisch ruhen Helm und Panzerhandschuh.
Auf der Rahmung die Inschritt: GVILELM . D.G. PR. AVRAICAE COMES NASSAVIAE & C. AET. AN . XLVIII. A.o MLXXXI: Prinz von Oranien, Graf zu Nassau, 48 Jahre, 1581
Sein Wappen überfängt das Bildnis auf der Mittelachse mit Wilhelms Devise

JE MAINTIENDRAY
Ich werde standhalten



Die lateinischen Sinnsprüche auf den vier Emblemen rundum:
Hac duce clarescit mihi nox (Durch diesen Führer erhellt sich mir die Nacht). Dem Sternenhimmel über der Feuersäule und einem Heereszug ist Jehovas Name hinzugefügt.

Hac mandata sequar (Diesen Gesetzen folge ich). Das setzt Wilhelm mit Moses gleich. Wie dieser sein Volk durch die Wüste führte, so wird der Schweiger sein Volk aus der Sklaverei des spanischen Jochs geleiten.


Hac protegor umbra (Durch diesen Schatten werde ich geschützt), wiederum ergänzt durch den Namen Jehovas über Wolkengebilden und über einem Heereszug.

Saevis tranquillus in undis (Ruhig inmitten wütender Wogen) ist Wilhelms Hauptmotto. Auf hochschlagenden Wellen schwimmt ein Gefäß, darüber eine Taube und am Himmel die Hand Christi mit Zepter, die Windgötter vertreibend.



Und:



Die Enkelin Wilhelms Luise Henriette von Oranien
gründet Oranienburg in Brandenburg,
das aber ist ein anderes Fundstück ...



Und eine andere Enkelin, Henriette Catharina von Oranien-Nassau,
gründet Oranienbaum in Sachsen-Anhalt,
ebenfalls ein ein anderes Fundstück

Seine Söhne Moritz und Friedrich Heinrich folgen
Wilhelm als Statthalter der Niederlande nach.


Friedrich Heinrich der "Städtebezwinger"
sein jüngster Sohn,
ist der Vater der vorgenannten
Luise Henriette und Henriette Catharina,
ebenfalls ein Fundstück






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