München:
Ludwigs hellenistischer Königsplatz




Wir stehen außen vor den Propyläen.
Leo von Klenze errichtet sie im Auftrag König Ludwigs I. als Tor zum Königsplatz. Zwei mächtige Türme aus Untersberger Marmor (Kalkstein vom Nordhang des Untersbergs bei Salzburg) flankieren den 25 Meter breiten Mittelbau. Er bildet eine Halle aus 16 dorischen Säulen.

Vorbild Athen:

König Ludwig regiert Bayern knapp 25 Jahre von 1825 bis zum Revolutionsjahr 1848.
Von Geburt an schwerhörig, katholisch erzogen, studiert er in Landshut und Göttingen alte Geschichte, französische, italienische und spanische Literatur, später lernt er Russisch.
1810 heiratet er Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen. Ihr Hochzeitstag begründet das Münchner Oktoberfest auf der Theresienwiese. Seine Kronprinzenjahre verbringt Ludwig ab 1816 in Würzburg, er unternimmt zahlreiche Italienreisen und erwirbt in Rom die Villa Malta. 1817 ist er maßgeblich am Sturz Montgelas' beteiligt. Als Philhellene unterstützt er großzügig den griechischen Freiheitskampf, stellt ein Darlehen in Höhe von 1,5 Millionen Gulden aus seiner Privatschatulle (wo hat er die wohl her?) zur Verfügung.
Nach seiner Thronbesteigung ändert er die Titulatur und will fortan „König von Bayern, Herzog von Franken, Herzog in Schwaben und Pfalzgraf bei Rhein“ geheißen werden, um die Integration der zu seinem bayerischen Territorium gekommenen Gebiete zu fördern. Herzog und Pfalzgrafenamt sind Phantasietitel, diese Würden stammen aus der Zeit vor Auflösung des Reichs 1806.


Anfangs betreibt Ludwig gemäßigt liberale Politik, hebt die Pressezensur auf. 1830, mit der Wiederbesiedlung von Kloster Metten beginnt seine kirchliche Restaurationspolitik, bis 1837 folgen 75 Klosterneugründungen. Nach der Julirevolution 1830 in Paris und der Ausbreitung der revolutionären Bewegungen auf weite Teile Europas, zeigt er zunehmend reaktionäre Tendenzen.
Er führt Zensur wieder ein, das Hambacher Fest 1832 in der Pfalz hat seine Wurzeln in der Unzufriedenheit der pfälzischen Bevölkerung mit der bayerischen Verwaltung. In den Maiunruhen 1832 läßt er 142 politische Prozesse einleiten, sieben Todesstrafen wandelt er in langjährige Freiheitsstrafen um, 1.000 politische Prozesse finden während seiner Regierung statt. Mit der Verschärfung der Zensur provoziert er die Opposition der Bevölkerung.
1838 führt er gegen erheblichen Widerstand wieder die Kniebeuge für das Militär vor dem Allerheiligsten bei Fronleichnamsprozessionen und Gottesdiensten ein, die mit der Eingliederung protestantischer Gebiete abgeschafft war. Im März 1844 gibt es Unruhen nach einer Brot- und Bierpreiserhöhung bei der sogenannten Münchner Bierrevolution.
1846 kommt Lola Montez, eine Tänzerin nach München und wird Ludwigs Geliebte. Sie erhält eine luxuriöse Villa, den Titel Gräfin von Landsfeld, großzügige finanzielle Unterstützung und die Einbürgerung. Montez schreibt sich in eine Studentenverbindung ein und als es ihretwegen an der Universität zu Unruhen kommt, ordnet der König die sofortige Schließung an. Nach Protesten läßt er sie öffnen und Montez ausweisen.
Die Revolution beginnt. Nach dem Sturm auf das Zeughaus und dem bewaffneten Marsch Richtung Residenz kann des Königs Bruder Karl die Menge zur friedlichen Auflösung überreden.
Ludwig dankt ab und wird Privatier in Nizza.

Schon als Kronzprinz hat Ludwig mit seiner regen Bautätigkeit begonnen, die München zur Stadt der Kunst macht. Das setzt er auch nach seiner Abdankung als König fort. Er ist glühender Verehrer des antiken Griechenlands, München muß hellenistisch werden.

Ludwigstraße mit Universität, Feldherrnhalle, Siegestor, Staatsbibliothek,


Königsplatz mit Antikensammlung, Propyläen und Glyptothek,

Ruhmeshalle mit Bavaria-Statue auf der Theresienwiese und Alte Pinakothek sind das Ergebnis.

Auf zwei Bergen an der Donau, die mediterranes Flair haben, errichtet er Walhalla und Befreiungshalle,


in Aschaffenburg baut er das Pompejanum.

In Edenkoben baut er Villa Ludwigshöhe und die Festung Germersheim.
Künstlerisch fördert er die Nazarener, die ihn bereits 1818 in Rom beeindrucken. 1819 sorgt er dafür, dass Peter von Cornelius an die Münchner Kunstakademie berufen wird. Von Wilhelm von Kobell läßt er zwölf Gemälde zu den Napoleonischen Kriegen, von Joseph Karl Stieler die Schönheitengalerie erstellen.
Als Dank für seine Kunstförderung wird ihm bei der Enthüllung der Bavaria 1850 das König-Ludwig-Album überreicht, das Arbeiten von zahlreichen Künstlern enhält, es findet in Reproduktionen weite Verbreitung. Er selbst ist Schriftsteller, dichtet und übersetzt ein Schauspiel.

Propyläen:
Seit 1808 gibt es die Pläne zur Errichtung dieses Denkmals, einerseits als Teil neuer Stadtbefestigungen, andererseits als dekoratives Stadttor: eine Hommage an Ludwigs Sohn, Otto von Bayern, 1832 bis 1862 König von Griechenland, der auch Thema des Tympanons und der Friese auf der Ostseite ist. In keiner der Inschriften aber wird er erwähnt.





Auf den Innentafeln Namen der Helden des griechischen Freiheitskampfes:
ANDREAS ZAIMIS
KITSOS TZAVELAS
KARL NORMANN
MARKOS BOTSARIS
GEORGIOS KOUNTOURIOTIS
PANOUTZOS NOTARAS
GEORGE NOEL BYRON
CHARLES FABVIER

Andreas Zaimis (1791-1840) griechischer Freiheitskämpfer und Regierungschef während des Unabhängigkeitskampfes. Geboren auf dem nördlichen Peloponnes, war Zaimis ein Führer der Bewaffneten, die gegen die Ottomanischen Türken fochten, um endlich frei zu sein. Sohn und Enkel waren ebenfalls Premierminister Griechenlands.

Kitsos Tzavelas (1800 - 1855) suliotischer Politiker und Ministerpräsident 1847/1848 von Griechenland. Spielt wichtigere Rolle in der Griechischen Revolution. Besonders bei der Belagerung von Messolongi zeichnet er sich aus. Nach der Ankunft von Ioannis Kapodistrias in Griechenland ist er maßgebend beteiligt an der Befreiung weiter Teile Mittelgriechenlands.
1827 unterstützt er Kapodistrias, wird Führer der Russischen Partei, die im griechischen Parlament während der Regentschaft König Ottos I. eine konservative und orthodoxe politische Haltung einnimmt. Nach der Planung der Revolte gegen König Otto I. 1834 zusammen mit anderen Politikern der Russischen Partei auf Weisung des Ministerpräsidenten Joseph Ludwig Graf von Armansperg verhaftet. Nach der Verfestigung der Macht des Königs aus der Haft entlassen und später sogar Aide-de-camp des Königs, 1844 Kriegsminister und schließlich Ministerpräsident.

Karl Normann Deutscher Freiwilliger, der eine Einheit aus Franzosen, Deutschen, Italienern und Polen kommandiert; im Kampf verwundet und getötet.

Markos Bostsaris Aufständischer und Militärführer, 1823 im Kampf gefallen.

Georgios Kountouriotis Aufständischer und Militärführer aus Hydra.

Goerge Noel Byron Schriftsteller, in England vorbestraft wegen sex. Mißbrauchs, der seinen Wohn- und Arbeitsort in Italien verließ, um die griechischen Aufständischen in ihrem Freiheitskampf zu unterstützen. Kurz nach seiner Ankunft in Griechenland erkrankt und gestorben,

Charles Fabvier Französischer Kommandeur einer militärischen Revolutionseinheit, bekannt wegen seines außerordentlichen Mutes.

Sulioten (Soulioten):
kriegerische Gemeinschaft, die die Berge rund um Souli im Süden des alten Epirus bewohnten. Sie suchten im 17. Jahrhundert vor dem türkischen Druck in den Gebirgen in der Nähe der Stadt Parga eine Zuflucht. Neben Viehzucht und etwas Ackerbau hatten sie auch einen zweifelhaften Ruf als ausdauernde und listige Diebe und Räuber. Ihre Angriffe galten besonders den benachbarten Türken, gegen deren Übermacht sie bei einem einfachen, aber ausharrenden Verteidigungssystem geraume Zeit standhielten. Sie unterlagen erst 1803 und verließen nun die Region von Souli, indem sie erst nach Parga, dann, durch die Drohungen und Intrigen Ali Paschas auch von da vertrieben, nach den Ionischen Inseln zogen. Hier traten sie in den Militärdienst verschiedener Mächte (Russlands, Frankreichs, Englands), welche damals nacheinander die Inseln besaßen. Ali Pascha, 1820 in Janina von den Türken unter Churschid Pascha eingeschlossen und von den Albanern verlassen, suchte bei den Soulioten Hilfe und räumte ihnen die Festung Kiagha ein. Die Soulioten folgten seiner Einladung, gerieten aber durch den Übertritt der albanischen Anführer zu Hursid Pascha und den unglücklichen Ausfall des im Sommer 1822 von Griechenland zu ihrer Unterstützung unternommenen Feldzugs in große Bedrängnis und mussten im September ihre Feste Souli den Türken einräumen. Gegen 3.000 Soulioten wurden damals auf englischen Schiffen nach Kefalonia gebracht, während sich die übrigen in die Gebirge flüchteten. Viele von ihnen beteiligten sich tapfer am griechischen Freiheitskampf und gelangten in Griechenland später zu Ansehen und Würden, so die Botzaris und Tzavellas.


Der inzwischen 62jährige Klenze erhält 1846 den Auftrag zur Bauplanung der Propyläen. Acht Jahre danach wird der Grundstein gelegt. Der Rücktritt des königlichen Auftraggebers 1848 liegt bereits sechs Jahre zurück, der abgedankte Monarch finanziert den Bau aus seiner Privatschatulle.
Getreu dem Athener Vorbild rahmen zwei seitliche Pylonen mit Durchgangstoren den tempelartigen Mittelbau. Zwischen den Tortürmenen spannt sich nach beiden Seiten jeweils eine Giebelfront mit sechs dorischen Säulen, welche auf einem dreistufigen Stylobat ruht - Säulen mit kannelierten Schäften ohne Basis und Kapitellen mit Echinus und Abakus rahmen die Durchfahrt. Für das Entree des Platzes wählt der Architekt mit der dorischen die älteste klassische Säulenordnung.

Längst obsolet ist die geplante Torfunktion als Kennzeichnung der Stadtgrenze bei Fertigstellung des Monumentalbaus. Die Propyläen dienen fortan als symbolisch-repräsentativer Eingang zum Königsplatz, ebenso schmückend wie funktionslos.
Der Beitrag des zweiten Sohnes des Bauhrrn - Otto - zur Befreiung Griechenlands ist dargestellt. Otto, seit 1832 erster griechischer König nach der Vertreibung der Türken, muss allerdings 1862, just im Jahr der Fertigstellung des Bauwerks, unter wenig rühmlichen Umständen vom griechischen Thron und von Hellas lassen, der tragikomsiche Aspekt der Giebelplastiken des Mittelbaus, vor allem die Huldigungsszene mit König Otto und seinen Untertanen ist deutlich.


Huldigungsszene (Original im U-Bahnhof)

Die Figuren im Giebel zur Brienner Straße und die Reliefs unter den Fenstern der Pylonen zeigen den mystisch überhöhten Freiheitskampf der Griechen gegen die Türken.








Der Königsplatz im Stil des europäischen Klassizismus ist ein Zentrum kulturellen Lebens und eines der Hauptwerke des ludovizianischen „Isar-Athen“. Seine Geschichte ist eng mit der Brienner Straße verknüpft. Karl von Fischer, der im Auftrag des damaligen Kronprinzen und späteren Königs Ludwig I. den Weg von der Münchner Residenz zum Schloss Nymphenburg als Pracht- und Hauptstraße ausbaut, bricht den starren Rasterplan der Maxvorstadt an Stellen mit einfallenden Straßen durch Plätze auf.

Den Königsplatz konzipiert er nach dem Vorbild der Akropolis in Athen. Ludwig will kulturelles Leben, bürgerliche Ideale, katholisches Christentum, königliche Verwaltung und Militär gemeinsam und in Grün eingebettet sehen. Um einen mit Tempeln umstandenen Platz zu schaffen, erweitert Fischer die Brienner Straße. An den Längsseiten sollen zwei etwa 200 Meter lange Tempelbauten stehen.

Im Architekten Leo von Klenze (1784 - 1864) findet Ludwig den kongenialen Partner. Als Kinder der Aufklärung realisieren beide ihren klassizistischen Traum von der Läuterung des Menschen durch die Betrachtung und das Erlebnis erhabener Werke der Bildenden Kunst und Architektur. Die Anlage soll weder einer bestimmten Nutzanwendung, etwa als Markt, gewidmet sein, noch der ästhetischen Überhöhung des Herrschers oder der Stützen seiner Macht wie Militär oder Aristokratie dienen.
Hinzu tritt die Begeisterung für den Freiheitskampf der Griechen gegen die Türken.
Im Norden des Platzes baut Klenze 1816 bis 1830 die Glyptothek und im Westen entstehen nach seinen Plänen die Propyläen 1846 bis 1862. Die Antikensammlung errichtet Georg Friedrich Ziebland. Die vierte Seite mit Einmündung der Brienner Straße bleibt unbebaut, um dem Platz den offenen Charakter zu verleihen. Ein fein mit exquisiten Gebäuden und Raseflächen ausgewogener weitläufiger Ort, dessen Flair nicht einmal der brausende und sausende Automobilverkehr zu stören vermag.
Die Propyläen sind in Form und Dimension eine 1:1-Replik des Athener Vorbildes mit eigenem Bildprogramm und ägyptischen Einflüssen. Der Königplatz wird Oase städtebaulicher Ruhe. Wesentlich für die Wirkung der Bauwerke und ihr Zusammenspiel ist die Neigung des Platzes. Er fällt von den Gebäuden über die Rasenflächen zur zentralen Straße leicht ab. Das genügt, um den Eindruck von antiken Tempelanlagen, stets auf Anhöhen und Hügeln errichtet, zu erzeugen.



Mit der Thronbesteigung seines Sohnes Otto im neuen griechischen Königreich 1832 hatte sich Ludwig I. die Gründung einer dauerhaften wittelsbachischen Dynastie in Griechenland erhofft. Bereits zuvor und verstärkt durch diese geschichtliche Entwicklung kommt Ludwigs Philhellenismus auch in Bauaufträgen zum Ausdruck. Der Königsplatz soll ein Zeichen der Verbundenheit zwischen Bayern und Griechenland sein mit dem Haus Wittelsbach als Brücke zwischen den Ländern. Die dorischen Propyläen zeigen die Begründung dieser Verbindung, die zugleich das Eingangstor zur Zukunft ist. Die ionische Glyptothek führt zum Höhepunkt des kulturellen Schaffens in Form eines Tempelbaus. Das nach der korinthischen Ordnung gestaltete Gebäude im Süden des Platzes beherbergt heute die Staatliche Antikensammlung.
Als Ludwig I. 1862 die fertiggestellten Propyläen durchschreitet, war diese politische Programmatik bereits Vergangenheit: Ludwig hatte 1848 zugunsten seines Sohnes Maximilian II. auf den Thron verzichtet und Otto war 1862 kurz zuvor vom griechischen Thron vertrieben.

Die Glyptotek ist das das Gebäude für die Sammlung antiker griechischer und römischer Skulpturen.
Leo von Klenze schuf es wiederum im Auftrag von Kronprinz Ludwig nach Entwürfen Karls von Fischer von 1816 bis 1830. 13 rechteckige, quadratische oder runde Säle sind um einen Innenhof angeordnet, das Vestibül im Mittelbau überragt die Säle an Höhe.

Die Außenwände sind mit Skulpturen in Nischen geschmückt, während sich die Fenster zum Innenhof hin öffnen. Die Skulpturen stellen mythische oder geschichtliche Repräsentanten der Künste dar.


Ludwig will für seine leidenschaftlich gesammelten antiken und zeitgenössisch klassizistischen Skulpturen ein eigenes, der Öffentlichkeit zugängliches Museum. Die Exponate sollen nicht wie damals üblich nach Sujets, sondern der Chronologie ihrer Entstehung angeordnet werden - mit dem (heute gängigen Konzept) ist die Glyptothek das erste Museum dieser Art in Deutschland.
Leo von Klenze erbaut es 1816 bis 1830. An der Schauseite des Museums zum Königsplatz ruht ein Portikus auf acht ionischen Säulen, die auf dem dreistufigen Stylobat stehen. Die darüber liegende Giebelgruppe stellt Athena als Beschützerin der plastischen Künste dar. Rundnischen mit Ädikulen gliedern die Außenwände anstelle von Fenstern. Zum Königsplatz stehen Gott Hephaistos, Prometheus und Dädalos, der Athener Bildhauer Phidias, der Feldherr und Bezwinger der Perser Perikles sowie der römische Kaiser Hadrian. Dieses Gestaltungsprogramm signalisiert Zweck und Inhalt des Gebäudes, das humanistische Bildung- und Menschenideal sowie des Bauherren Selbstverständnis, der sich in der Tradition des ''Philosophen auf dem Kaiserthron" sieht.
Die Innenausstattung wird im Zweiten Weltkrieg zu 90%, die Bausubstanz zu 40% zerstört und erst 1972 ist die Rekonstruktion abgeschlossen.

Die heutige Aufstellung ist beschränkt auf griechische und römische Werke. Klenzes Bau ist eine der harmonischsten, feinsinnigsten und proportionssichersten Schöpfungen des europäischen Klassizismus und in der Konzeption der Glyptothek als 'Pantheon' der Bildhauerkunst König Ludwigs persönlichstes Werk.












Gegenüber der Glyptothek sind die Staatlichen Antikensammlungen, eine der größten in Deutschland für Griechische, Etruskische und Römische Kunst.
Das Gebäude errichtet Georg Friedrich Ziebland 1838 bis 1848 im Auftrag von König Ludwig I. im Stile eines römischen Podesttempels auf hohem Sockel. Der Bau ist durch flache Pilaster klar gegliedert, ein von acht korinthischen Säulen getragener Portikus hebt die Fassadenmitte hervor. Zum Eingang führt eine weitausladende dreiseitige Freitreppe hinauf.
Die Besonderheit der korinthischen Säulen liegt in der Form des Kapitells, das aus einem Kelch von 16 stilisierten Blättern der Akanthuspflanze besteht, von denen jeweils acht den unteren und oberen Kranz des Kapitells bilden.

Alle drei klassischen Säulenformen finden sich auf dem Königsplatz, Ausdruck der engen Abhängigkeit, in der die Gebäude zueinander stehen. Hinzu kommt ihre streng axiale Anordnung entlang der Straße. Zieblands Bau steht der Glyptothek Leo von Klenzes spiegelsymmetrisch gegenüber und das klassische Prinzip der Symmetrie findet sich endlich auch in der Gliederung der einzelnen Fassaden, besonders emphatisch bei den Propyläen mit ihren beiden wuchtigen Türmen.

Die Bilder: Ausstellung "Starke Frauen"



Und das sind die verschiedenen Säulen vom Köngisplatz:
Propyläen mit “dorischen” , Glyptothek mit “ionischen” und Antikensammlung mit “korinthischen".





Die Nazis pervertieren mit haarsträubendem Unverständnis für die Konzeption Ludwigs und seiner Architekten den heiter-erhabenen Ort zum Schauplatz ihres düsteren Blut-und-Todeskults in der "Stadt der Bewegung". Nach der ''Machtergreifung'' entstehen im nahegelegenen "Braunen Haus", der Zentrale der NSDAP in der Brienner Straße Pläne, den Königsplatz als Raum für propagandistische Spektakel zu nutzen. Hierfür zerstören sie die ausgewogenen Proportionen des Platzes, indem sie ihn jenseits der Arcis- und Meiserstraße mit dem monströsen Gebäueriegel aus "Führerbau", "Ehrentempel" und "Verwaltungsbau" zugleich sprengen und abschnüren: Glyptothek, Ausstellungsgebäude und Propyläen verkommen zur etwas klein geratenen Theaterkulisse.



Zur Meiserstraße siehe Fundstück Ansbach

Leere Stadtsäckel führen zu einer epidemischen Häufung kommerzieller Veranstaltungen auf dem Königsplatz. Kaum vergeht im Sommer ein Wochenende, an dem nicht aus dem öffentlichen Ruheraum ein Disneyland für zahlende Kundschaft wird, die sich je nach Selbstverständnis und gebotener Begleitmusik mit Prosecco oder Bier in der Hand an der Aura des Platzes ergötzt. Chemietoiletten, Ticketbuden, Absperrgitter und Kabelbäume komplettieren die Show.

Ist es der Gesamtanlage und den Gebäuden - konzipiert als Oase der Ruhe - zuträglich, wenn Sattelschlepper Tonnen von Equipment auf dem Platz ausspeien, um ihn abwechselnd in Schickimicki-Oktoberfest, Woodstock oder Veroneser Opernarena verwandeln? Oder ist das alles nur Ausdruck unserer demokratisch-kapitalistischen Epoche, die Idee eines Monarchen, der Bevölkerung einen Ort des Kunst- und Naturgenusses zu schaffen, in das Konzept eines Konsum- und Show-Marktes zu verkehren?



Nachtrag



Die von der Brienner Strasse abgehende Meiserstraße heißt seit Mai 2010 Katharina-von-Bora-Straße. Meiser war evangelischer Landesbischof (1933 bis 1955) und aktiver Antisemit. Sein Enkel hatte gegen die Entscheidung der Stadt geklagt - mit der Begründung, sie verletze postmortal die Menschenwürde seines Großvaters - und seinen Rechtsstreit durch mehrere Instanzen verloren (zum Anstisemitismus Meisers siehe das Ansbacher Fundstück ).



Die Stadt München mit ihrem protestantischen Oberbürgermeister räumte der evangelischen Landeskirche das Privileg ein, einen neuen Namen für jene Straße vorzuschlagen, in der Landeskirchenamt (Amtssitz des Landesbischofs, welches Amt 1933 mit ausdrücklichem Rekurs auf das Führerprinzip geschaffen wurde!) und die Regionalbischöfin des Kirchenkreises von München und Oberbayern ihren Sitz haben.
Schon im Streit um Meisers Rolle im Nationalsozialismus hatte die Spitze der Landeskirche neben einiger Feigheit auch viel zeithistorische Unbildung demonstriert. Mal wurde Meiser pauschal verteidigt, mal jammerte man über einzelne Sätze in seinen Texten.
Und nun der neue Name: Katharina-von-Bora.
Die entlaufene Nonne, Luthers Ehefrau, hatte im Wittenberger Pfarrhaus für klare Verhältnisse gesorgt: Hier hatte sie das Sagen, wohingegen ihr Martin "draußen in der Welt" wirken sollte. Ehetreu und mit großem Familiensinn sorgte sie dafür, dass für Martinus und seine Mitstreiter immer genug Bier --> im Hause war, auch in der Fastenzeit der Altgläubigen. Die Judenfeindschaft ihres Ehemanns hat sie noch überboten - ein würdiger Name für die Umbenennung der Meiserstraße!
Am 17. Januar 1546 reist Luther, wiewohl alt und schwach, bei bitterkaltem Winterwetter in seine Geburtsstadt Eisleben. Luther erkältet sich, erleidet in einem Dorf kurz vor Eisleben, in dem viele Juden wohnen, in einem scharfen Wind einen Ohnmachtsanfall. Am 1. Februar 1546 berichtet er dies seinem Käthchen.



Liebe Kethe! Ich bin ja schwach gewesen auf dem Weg hart vor Eisleben, das war meine Schuld. Aber wenn du wärest da gewest, so hättestu gesagt, es wäre der Juden oder ihres Gottes Schuld gewest. Denn wir mussten durch ein Dorf hart vor Eisleben, da viel Juden innen wohnen, vielleicht haben sie mich so hart angeblasen.
So sind hie in der Stadt Eisleben itzt diese Stund über funfzig Juden wohnhaftig. Und wahr ists, do ich bei dem Dorf fuhr, gieng mir ein solcher kalter Wind hinden zum Wagen ein auf meinen Kopf durchs Parret, als wollt mirs das Hirn zu Eis machen. Solchs mag mir zum Schwindel etwas geholfen haben...
So muss ich mich dran legen, die Juden zu vertreiben.


Katharina von Bora gibt den Juden die Schuld an Luthers Zusammenbruch (vgl. Band 11. der Weimarana, Kritische Gesamtausgabe der Werke Luthers).




Auf drei schriftliche Anfragen reagiert die Evangelische Kirche nicht ...