Ansbach:
Mord an Robert Limpert
Luther, Meiser und die Juden





Das Urteil des Standgerichts lautet auf Tod durch Erhängen. Der Richter Ernst Meyer, Luftwaffenoberst und Kampfkommandant, vollsteckt es eigenhändig. Am letzten Kriegstag 1945, als amerikanische Verbände schon in Außenbezirke der fränkischen Stadt vordringen, schleift der Offizier den aus Todesangst schreienden 19jährigen an den Haaren eigenhändig zur Hinrichtung und erhängt ihn. Der Strick reißt, der Oberst erhängt den Jungen ein zweites Mal unter den Augen der Ansbacher Bürger.

Am Tatort, dem Rathaustor, erinnnert die Tafel an den Mord.

Die Justiz ahndet Meyers Verbrechen mit 10 Jahren Feiheitsstrafe, der Verurteilte verbüßt sie nur zum Teil. Die Tat des Erhängten: Robert Limpert hat die Telefonleitung zur Kommandozentrale der Nazi-Wehrmacht gekappt - eine im übrigen sinnlose Tat, die Stelle ist bereits in der Hand der US-Truppen.
Limpert, Wolfgang Hammer, Hans Stützer und Herbert Frank verbreiten im April 1945 Flugblätter und Plakate, in denen sie die kampflose Übergabe der Stadt fordern. Am 18. April 1945 ermächtigt Bürgermeister Albert Böhm Limpert, den anrückenden Amerikanern die kampflose Übergabe der Stadt mitzuteilen. Ziel des christlich motivierten Katholiken Robert Limpert ist Verhinderung der selbstzerstörerischen Verteidigung Ansbachs. Das Carolinum, eines der ältesten Humanistischen Gymnasien Bayerns, hat Limpert und den aus Ansbach stammenden späteren Pfarrer Hammer antifaschistischer Tafelschriften bezichtigt, beim Ausspionieren des Lehrerkollegiums ertappt und 1943 von der Schule verwiesen.



Traumatisches Erlebnis des Philosophiestudenten Limpert ist die Bombardierung seiner Studienstadt Würzburg im März, das Grauen soll sich in Ansbach nicht wiederholen.

Wie objektiv sind Aussagen von Kindern über Eltern?

„NS-Offizier war ich nicht“, sagt der verurteilte Meyer nach dem Krieg zu seiner Tochter, die in einem Respekt abnötigenden aktuellen Buch (2006) ihm das Gegenteil nachweist. Ihr Vater war echter Nazi, Typ des Mitläufers, der zum Täter wird. Nicht einmal nach langer Haft will er sich eingestehen, das Leben des jungen Robert schuldhaft auslöscht zu haben. Triebfeder sei tief sitzender Hass gewesen, der in der Ansbacher Straftat explodiert. Ursachen lägen in Kindheit und Erziehung. Der Vater, Professor, habe den Sohn nur über Leistung definiert, ihn ständig überfordert, die Mutter ihm keine liebevolle Nähe gegeben, ihn nur 'pflichtbewusst versorgt'.
Aus dem geduckten Jungen sei ein herrschender Nazi geworden.
Er und seine Frau sehen sich nach dem Krieg als Opfer.



Von den jüden und iren lügen schreibt exakt 400 Jahre vorher ein Mönch, Reformator und Namenspatron einer wichtigen Kirche:
Ein solch verzweifeltes, durchböstes, durchgiftetes, durchteufeltes Ding ist’s um diese Juden, so diese 1400 Jahre unsere Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen sind und noch sind. Summa, wir haben rechte Teufel an ihnen.
Wenn ich könnte, so würde ich ihn niederstrecken und in meinem Zorn mit dem Schwert durchbohren.
Jawohl, sie halten uns in unserem eigenen Land gefangen, sie lassen uns arbeiten in Nasenschweiß, Geld und Gut gewinnen, sitzen sie dieweil hinter dem Ofen, faulenzen, pompen und braten Birnen, fressen, sauffen, leben sanft und wohl von unserm erarbeiteten Gut, haben uns und unsere Güter gefangen durch ihren verfluchten Wucher, spotten dazu und speien uns an, dass wir arbeiten und sie faule Juncker lassen sein … sind also unsere Herren, wir ihre Knechte.




Den Fürsten gibt der Bilbel-Übersetzer einen Sieben-Punkte-Plan vor.

  • Erstlich, das man ire Synagoga oder Schule mit feur anstecke und, was nicht verbrennen will, mit erden überheufe und beschütte, das kein Mensch ein stein oder schlacke davon sehe ewiglich. Und solches sol man thun, unserm Herrn und der Christenheit zu ehren damit Gott sehe, das wir Christen seien.
  • Zum anderen, das man auch ire Heuser des gleichen zerbreche und zerstöre, Denn sie treiben eben dasselbige drinnen, das sie in iren Schülen treiben. Dafur mag man sie etwa unter ein Dach oder Stall thun, wie die Zigeuner, auff das sie wissen, sie seien nicht Herren in unserem Lande.
  • Zum dritten, das man inen nehme all ire Betbüchlein und Thalmudisten, darin solche Abgötterey, lügen, fluch und lesterung geleret wird.
  • Zum vierten, das man iren Rabinen bey leib und leben verbiete, hinfurt zu leren.
  • Zum fünften, das man die Jüden das Geleid und Straße gantz und gar auffhebe.
  • Zum sechsten, das man inen den Wucher verbiete und neme inen alle barschafft und kleinot an Silber und Gold, und lege es beiseit zu verwaren.
  • Zum siebenden, das man den jungen, starcken Jüden und Jüdin in die Hand gebe flegel, axt, karst, spaten, rocken, spindel und lasse sie ir brot verdienen im schweis der nasen.

Adolf Hitler (1933 wählen 53,6% der Ansbacher NSDAP): Luther war ein großer Mann, ein Riese. Mit einem Ruck durchbrach er die Dämmerung; sah den Juden, wie wir ihn erst heute zu sehen beginnen... Ich tue nur, was die Kirche seit fünfzehnhundert Jahren tut, allerdings gründlicher.





1926 beklagt ein aus Nürnberg stammender Theologe, Direktor des Predigerseminars, verantwortlich für die Ausbildung der Pfarrer in Bayern, im Evangelischen Gemeindeblatt die Verjudung unseres Volkes, nennt die Rassenfrage als den Kernpunkt der Judenfrage, fordert das Zurückdrängen des jüdischen Geistes im öffentlichen Leben, die Reinhaltung des deutschen Blutes.



Dem Leser ruft er zu: Gerade wer von der Minderwertigkeit der jüdischen Rasse überzeugt ist, dürfte, wenn er nicht ein blinder Fanatiker ist, mit dem nicht zu rechten ist, nicht das Judenpogrom predigen, sondern müßte zur Judenmission aufrufen, weil in ihr die Kraft liegt, die Juden auch rassisch zu veredeln. Trotzdem lehnt er Eindeutschung der Juden ab, das verderbe das deutsche Volk rassisch, Gott habe jedem Volk seine völkische Eigenart und seine rassischen Besonderheiten doch nicht dazu gegeben, damit es seine völkische Prägung in rassisch unterwertige Mischlingsbildungen auflösen läßt. Gelten müsse der Grundsatz, daß die Treue gegen das eigene Volk eine ernsthafte Christenpflicht ist. So wenig wir Mischehen etwa mit naturalisierten Slaven gutheißen können, so wenig können wir Mischehen zwischen Deutsch-Stämmigen mit Juden billigen.
Jüdische Kinder sollten in getrennten Schulen unterrichtet werden, jüdische Lehrer aus dem Unterricht anderer Schulen verbannt werden.



1934 formulieren evangelische Theologen den Ansbacher Ratschlag, in dem sie die 'Entjudung' der lutherischen Kirche fordern, judenstämmige Geistliche dürften nur an 'judenchristlichen' Gemeinden tätig sein. Unterzeichner sind die Erlanger Theologen Paul Althaus und Werner Elert, die Ansbacher Pfarrer Fuchs (St. Gumbertus), Grießbach (St. Johannis) und Fikenscher.
Wir wissen uns ... vor Gott verantwortlich, zu dem Werk des Führers in unserem Beruf und Stand mitzuhelfen.

Der Predigerseminarsdirektor, Verfasser des Artikels von 1926 im Gemeindeblatt, war fugenlos von 1933 bis 1955 Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.

Wie objektiv sind Aussagen von Kindern über Eltern?



Mancher einen, liest man überrascht, möge es wundern, dass ein verstorbener Landesbischofs posthum über eine eigene "offizielle" Homepage verfügt. Doch nicht versiegen wollende Diskussionen um sein Wirken hätten die Autoren, die alle des Bischofs Namen tragen - einer gibt sich als jüngster Sohn des Bischofs zu erkennen - veranlasst, die Seite einzurichten. Sie wollten den Versuch wagen, in möglichst objektiver Weise zu berichten. Ihr Wunsch, der Öffentlichkeit Informationen, an die sie unter normalen Umständen nicht gerät, zukommen zu lassen, überrascht noch einmal, weil solche weder ersichtlich sind, noch wird erklärt, warum die Umstände unnormal seien.



Mit Segelanweisungen durch die Inseln der Website geizen sie nicht:
Um nun wirklich zu verstehen, was das Handeln des Landesbischofs bestimmte, seien folgende Überlegungen, die bei der Bewertung meist außer Acht gelassen würden, aufzugreifen. Es sei alles unter Berücksichtigung der Tatsache zu untersuchen, dass er als gewählter Landesbischof sich vor allem um die Anforderungen der Kirche, der Pfarrer und der Gemeinden zu kümmern hatte, wobei er hauptsächlich sich verpflichtet wusste, den Bestand der bayerischen Landeskirche an sich zu wahren. Und im Vorwort lassen die Verfasser einen ehemaligen Untergebenen des Bischofs versichern, dass ihr Versuch zur Objektivität geglückt sei.

Der Bischof ist, wie Hitler, Ehrenbürger der Stadt Ansbach.



Das Straßenschild - von denen es viele in fränkischen Städten gibt, wurde in Ansbach mit "Robert-Limpert-Straße" überklebt, ein von einem bekannten Hochstapler-Hauptmann gezeichnetes Schreiben wies die Einwohner auf die seit langem geforderte Umbenennung hin.



Zur Münchner Meiserstraße vgl. Fundstück Königsplatz -->

Der Platz, wo der Kampfkommdant den Stundenten erhängte, heißt Martin-Luther-Platz.



Seit 2002 verleiht die Bürgerbewegung für Menschenwürde den Ansbacher "Robert-Limpert-Preis" zur Belohnung besonderer Zivilcourage. Aber das ist ein anderes Fundstück...